Nachhaltigkeit

Die UNWTO zeichnet die besten Tourismusdörfer der Welt aus

Die im 2021 lancierte Initiative «Best Tourism Villages» der Welttourismusorganisation (UNWTO) ging im Sommer 2023 in die dritte Runde. Bereits fünf Schweizer Dörfer wurden in den ersten zwei Ausschreibungen der Initiative von der UNWTO ausgezeichnet (Gruyères, Saas Fee, Valposchiavo, Andermatt und Murten). Die Suche nach weiteren erfolgsversprechenden Kandidaten-Dörfer ist nun abgeschlossen: Morcote und Saint-Ursanne wurden im Rahmen der Ausschreibung 2023 als Best Tourism Villages ausgezeichnet.

Blick auf die Dorfkirche und das Dorf Soglio

Die Initiative der UNWTO zeichnet «Villages» aus, die innovative und transformative Ansätze für den Tourismus in ländlichen Gebieten im Einklang mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung verfolgen.

Mit der Vision, den Tourismus zu einer positiven Kraft für den Wandel, die ländliche Entwicklung und das Wohlergehen der Gemeinschaft zu transformieren, zielt die Initiative «Best Tourism Villages» darauf ab, den Beitrag des Sektors zum Abbau regionaler Ungleichheiten und zum Kampf gegen die Landflucht zu maximieren. Ausserdem soll die Rolle des Tourismus bei der Wertschätzung und dem Schutz ländlicher Dörfer und der damit verbundenen Landschaften, Wissenssysteme, biologischen und kulturellen Vielfalt, lokalen Werte und Aktivitäten, einschliesslich der Gastronomie, gefördert werden. 

Die drei Pfeiler der Initiative

  • verified

    Das «Best Tourism Villages by UNWTO»-Label

    Mit dem Label werden Dörfer ausgezeichnet, die herausragende Beispiele für ländliche Tourismusdestinationen mit anerkannten Kultur- und Naturschätzen sind, die ländliche und gemeinschaftsbasierte Werte, Produkte und Lebensstile bewahren und fördern und die sich klar zu Innovation und Nachhaltigkeit in all ihren Aspekten - wirtschaftlich, sozial und ökologisch - bekennen.

  • tips_and_updates

    Das «Best Tourism Villages by UNWTO» Upgrade Programm

    Das Upgrade Programm wird einer Reihe von Dörfern zugutekommen, welche die Kriterien des Labels nicht vollständig erfüllen. Diese Dörfer erhalten von der UNWTO und ihren Partnern Unterstützung bei der Verbesserung von Elementen in den Bereichen, die im Bewertungsprozess als Lücken identifiziert wurden.

  • hub

    Das «Best Tourism Villages by UNWTO» Netzwerk

    Das Netzwerk wird einen Raum für den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren, Erkenntnissen und Möglichkeiten bieten. Es wird Vertreter der Dörfer, die mit dem «Best Tourism Village by UNWTO»-Label ausgezeichnet wurden, der am Upgrade Programm teilnehmenden Dörfer sowie Experten und Partner aus dem öffentlichen und privaten Sektor, die sich mit der Förderung des Tourismus für die ländliche Entwicklung beschäftigen, umfassen.

Voraussetzungen für die Bewerbung

In Übereinstimmung mit der UNWTO-Definition von ländlichem Tourismus muss ein Dorf* die folgenden Kriterien erfüllen, um sich bewerben zu können:

  • eine geringe Bevölkerungsdichte und maximal 15 000 Einwohnerinnen und Einwohner haben;

  • in einer Umgebung liegen, in der traditionelle Wirtschaftszweige wie Land- und Forstwirtschaft, Viehzucht oder Fischerei stark vertreten sind;

  • die Werte und den Lebensstil der Gemeinschaft teilen.

Die 7 «Best Tourism Villages» der Schweiz

  • Schneebedecktes Dorf Andermatt in der Nacht.

    Andermatt, UR

    Samih Sawiris besuchte 2005 erstmals Andermatt, ein Bergdorf, das sich nach dem Abzug des Militärs in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befand. Er erkannte das ungenutzte Potenzial des Tals und teilte seine Vision mit der Bevölkerung. Seitdem hat sich viel entwickelt:

    Die Andermatt Swiss Alps konzentriert sich auf den Bau, Verkauf und Betrieb von Appartementhäusern und Hotels in Andermatt Reuss. Die Gruppe umfasst einen Golfplatz, die Hotels Radisson Blu Hotel Reussen und The Chedi Andermatt, die Andermatt-Sedrun Sport AG mit der SkiArena Andermatt-Sedrun, Mountain Food Restaurants und die Schweizer Schneesportschule. Die vom Unternehmen lancierte Initiative «Andermatt Responsible» arbeitet mit dem Ziel, einen ressourcenschonenden Tourismusbetrieb zu erreichen. Immobilien werden nach dem Minergie-Standard gebaut, beziehen Strom aus erneuerbaren Energien und besitzen eine CO2-neutrale Fernwärme-Heizung deren Holzschnitzel einen Transportweg von weniger als 50 Kilometern vorweisen.

    Im Jahr 2022 hat der führende Skigebietsbetreiber Vail Resorts gemeinsam mit der Andermatt Swiss Alps angekündigt, rund CHF 149 Mio. in die Andermatt-Sedrun Sport AG zu investieren. Der gesamte Betrag fliesst in die weitere Entwicklung der Destination. Diese Investitionen fördern die Vision einer ganzjährigen Tourismusdestination sowie die Entwicklung der Infrastruktur, Angeboten und Produkten und kreiert somit entsprechende Stellenangebote. Im Rahmen dieser Destinationsstrategie wird eine enge Zusammenarbeit in der Gemeinde priorisiert.

    Bild: ©Schweiz Tourismus / Valentin Luthiger

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  • Schloss Gruyère.

    Gruyères, FR

    Das «Smart Destinations» Digitalisierungsprogramm der HES-SO in Sierre hat zum Ziel, kleine und ländliche Tourismusziele in ihrem Digitalisierungsprozess zu unterstützen. Die Destinationsmanagement-Organisation (DMO) von Gruyères beteiligt sich an diese Projekt. Darüber hinaus  fördert La Gruyère Tourisme die Entwicklung von touristischen Angeboten wie Käsereibesichtigungen und Bed and Breakfast Unterkünften durch Landwirt:innen. Dadurch werden die lokalen Unternehmen bei der nationalen sowie internationalen Vermarktung durch die DMO unterstützt. Die Restaurants in Gruyères setzen konsequent auf lokale Produkte, die grösstenteils innerhalb der Gemeinde hergestellt werden. Diese Produkte entsprechen strengen Nachhaltigkeitsrichtlinien, insbesondere die AOP-zertifizierten Erzeugnisse. 

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  • Dorf Morcote und Lago di Lugano.

    Morcote, TI

    Morcote kollaboriert im Rahmen des «Master in Sustainable Tourism» mit der Universität Tessin, um ein digitales Informationskonzept zu entwickeln, das zukünftige Besuchende für nachhaltiges Verhalten sensibilisiert und belohnt. Informierte Tourist:innen können sich so Auszeichnungen verdienen, die ihnen einen bevorzugten Status in UNESCO-Stätten verschaffen.  

    Zudem fördert Morcote die Einbindung der Gemeinde durch das «Morcote Dialogo Ambiente» Konzept, das die Teilnahme an Planungsprozessen des Dorfes unterstützt. Bei dieser Veranstaltungsreihe beschäftigen sich Expert:innen zu Umweltfakten, Entwicklungen, Gefahren und Chancen. Danach stehen diese in einem offenen Dialog der Bevölkerung zur Verfügung.  

    Die Wiederherstellungsbemühungen im Rahmen des Projektes «Biosphäre Morcote» erstrecken sich auf medizinische Obstgärten unter freiem Himmel, Wiesen, Olivenhaine und zertifizierte Obstplantagen mit endemischen Arten, die die ursprüngliche Landschaft bereichern und die Herstellung einzigartiger Bioprodukte fördern. Dieser innovative Ansatz schützt nicht nur die Artenvielfalt, sondern macht Morcote auch zu einem Vorreiter für verantwortungsbewusstes Reisen. 

    Bild: ©Schweiz Tourismus / David und Kathrin Photography and Film GmbH

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  • Murten, FR

    Im Rahmen des Projekts «BIO Gemüse Seeland» setzt sich Murten Tourismus aktiv für nachhaltigen Tourismus und biologische Landwirtschaft ein. So schafft das mittelalterliche Städtchen einen Bezug zwischen dem Tourismus und dem grössten angrenzenden Gemüseanbaugebiet der Schweiz – dem Seeland. Besucher:innen können durch Partnerschaften und spezielle Angebote in den Alltag der Biobauernhöfe eintauchen und mehr über die Herkunft des Gemüses sowie die wachsende Bedeutung dieser sanften Landwirtschaftsform erfahren.  

    Zusätzlich wurde vor sechs Jahren das Licht-Festival initiiert, um den Wintertourismus zu stärken und ein kulturelles Angebot zu schaffen. Der Erfolg mit über 90.000 Gästen jährlich unterstreicht die Attraktivität des Ortes. 

    Bild: ©Pierre Cuony Photographie

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  • Saas-Fee, VS

    Als 1951 die Autostrasse nach Saas-Fee gebaut wurde, beschloss das Gletscherdorf verkehrsfrei zu bleiben. Das autofreie Konzept trägt nicht nur zur einzigartigen Atmosphäre bei, sondern auch zur Reduktion der Emissionen bei. Ein weiteres Merkmal der Region ist der Stausee Mattmark, der eine destinationsübergreifende Wasserkraftversorgung im Saastal sicherstellt.

    2021 wurde Saas-Fee vom Verein European Energy Award mit dem Label Energiestadt GOLD ausgezeichnet. Diese höchste europäische Auszeichnung für Energie und Klima setzt voraus, dass mindestens 75 Prozent des Handlungspotenzials umgesetzt werden. Saas-Fee erreichte eine Umsetzung von 78,6 Prozent.

    Auch die Saastal Bergbahnen AG richten sich auf Effizienz und erneuerbare Energien aus: Das Projekt «Schachtheizung in der Beschneiungsanlage» unterstützt durch das Förderprogramm Pro Kilowatt des Bundesamtes für Energie verspricht Einsparungen von bis zu 75 Prozent der Heizenergie. 

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  • Saint-Ursanne, JU

    Mit dem Projekt «Circuit Secret Gourmand» hat Saint-Ursanne eine innovative Tourismusinitiative geschaffen, um die lokale Gastronomie zu fördern, kleine Lebensmittelunternehmen zu unterstützen und kulinarische Traditionen zu bewahren. Zusätzlich wird das kulinarische Erbe des Dorfes durch einen Gourmet-Rundgang kulinarisch erkundet. Das Besondere an dieser einzigartigen Initiative ist, dass die Gäste bis zu ihrer Ankunft nichts über die Route und den Ort erfahren.  

    Eine weitere Initiative aus dem Dorf «Ursinia, Jura 3 Seen oder Parc du Doubs» vereint gemeinsame Projekte, Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen, um das Bewusstsein für die kulturellen Ressourcen des Dorfes zu schärfen und ihren Wert zu fördern. Mehrere Kulturprojekte widmen sich der Erhaltung und Restaurierung von Kulturstätten, Wahrzeichen und historischen Gebäuden, einschließlich der Renovierung der Kopfsteinpflasterstrassen und Brunnen in der Stadt.  

    Bild: ©Reto Duriet

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  • Valposchiavo, GR

    Das im Jahr 2016 durch Valposchiavo Turismo, den Bauernverbänden von Brusio und Poschiavo, dem lokalen Handels- und Gewerbeverband und der Regionalentwicklung lancierte Projekt «100% Valposchiavo» verfolgt das Ziel, Besucher:innen der Valposchiavo die Möglichkeit zu bieten, Gutes da zu geniessen, wo es herkommt. Alle lokalen Akteur:innen der Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Endverkauf werden eingebunden, um die lokalen Produkte rundum erlebbar zu machen. Mit den Güteklassen «100% Valposchiavo» und «Fait sü in Valposchiavo» wurden zwei Qualitätslabel geschaffen, die die Herkunft der Produkte und deren Inhaltsstoffe deklariert.  

    Unterstützt wird die Initiative durch die Charta «100% Valposchiavo», welche von 13 Betrieben in der Region unterzeichnet wurde und sich damit verpflichten, lokale Produkte zu verwenden und deren Verkauf zu fördern. Die daraus resultierende Kreislaufwirtschaft des Tals wird dadurch nachhaltig gestärkt. Durch die Verbindung von Tourismus, der Landwirtschaft und dem Handel wird der geschaffene Mehrwert auf die verschiedenen beteiligten Sektoren verteilt – und der Tourismus somit eine treibende Kraft für die lokale Wirtschaft und ländliche Entwicklung.  

    Bild: ©Schweiz Tourismus / Adrian Greiter Photodesign

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Partnerorganisationen

Schweizer Tourismus-Verband (STV) icon
SECO Staatssekretariat für Wirtschaft iconSchweiz Tourismus icon
Romy Bacher, Leiterin Nachhaltigkeit

Ihre Ansprechperson

Romy Bacher

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